Ausrottung der Kinderlähmung trotz Pandemie und politischer Umwälzungen

Trotz der anhaltenden globalen Pandemie und politischen Umwälzungen in Afghanistan machen wir weiterhin bedeutende Fortschritte bei der Ausrottung der Kinderlähmung. Daran zeigt sich die Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit all jener, die darauf hinarbeiten, eine Welt ohne Polio für alle Kinder zu ermöglichen.
Obwohl sich dieses Jahr angesichts der aktuellen Ereignisse etwas anders anfühlen mag, blicken wir am diesjährigen Welt-Polio-Tag, dem 24. Oktober, auf das, was wir erreicht haben, und die Herausforderungen, denen wir nicht nur im vergangenen Jahr, sondern in der gesamten Geschichte des PolioPlus-Programms begegnet sind.

Fortschritte
Bis zum 29. September 2021 wurden nur zwei durch das Polio-Wildvirus verursachte Fälle von Kinderlähmung gemeldet — einer in Afghanistan und einer in Pakistan. Es wurde auch eine signifikante Verringerung des in der Umwelt nachgewiesenen Wildvirus festgestellt. Ebenfalls rückläufig sind Fälle von zirkulierendem Impfstoff-abgeleiteten Poliovirus (cVDPV). Diese treten auf, wenn das lebende, abgeschwächte Virus, das in dem oralen Polio-Impfstoff verwendet wird, in unterimmunisierten Gemeinschaften zirkuliert und wieder erstarkt, sodass es erneut Lähmungen verursachen kann. (Die Global Polio Eradication Initiative [GPEI], deren Gründungspartner Rotary ist, hat deshalb einen neuen Impfstoff einführt, um das Risiko von cVDPVs zu senken.)

Gerade der Beginn der COVID-19-Pandemie stellte eine extreme Herausforderung für die weltweiten Anstrengungen zur Ausrottung der Kinderlähmung dar sowie für Impf-Aktivitäten insgesamt. Innerhalb weniger Monate jedoch passten wir das PolioPlus-Programm an und lernten neue Arbeitsweisen, um sicherzustellen, dass die Polio-Impfungen sicher fortgesetzt werden konnten. Gleichzeitig setzten Polio-Experten ihr Fachwissen und die GPEI ihre Infrastruktur ein, um die Maßnahmen gegen COVID-19 zu unterstützen.

Herausforderungen
Die veränderte Lage in Afghanistan birgt mehr Unsicherheit, aber auch Chancen. Als nichtpolitische Einrichtung hat die GPEI seit Langem mit verschiedenen Akteuren im Land zusammengearbeitet, darunter Regierungsbeamte und Nichtregierungsorganisationen. Die Weltgesundheitsorganisation und das UNICEF-Personal sind größtenteils im Land geblieben. Polio-Impfungen werden durch dauerhafte Transit-Teams fortgesetzt, die in den meisten Regionen an Orten mit hohem Durchgangsverkehr, an Grenzübergangsstellen und an einem von Rotary gesponserten Transitpunkt in der Provinz Kunar eingesetzt werden.

Rotarys PolioPlus-Vorsitzender für Afghanistan ist in Gespräche mit den lokalen Behörden involviert, um die Impfkampagnen so schnell wie möglich wieder aufzunehmen, damit die bisher erzielten Fortschritte bewahrt und Kinder vor dem Poliovirus geschützt werden können. 

Trotz der politischen Veränderungen gab es keine großen Auswirkungen auf die Überwachungsmaßnahmen zur Erkennung des Poliovirus. Falluntersuchungen, Stuhlprobenentnahmen und Umwelttests werden fortgesetzt, und Abwasser- und Stuhlproben werden an ein Labor in Pakistan versandt.  

Wir beobachten auch die potenziellen Auswirkungen der Situation in Afghanistan auf Pakistan, das einzige andere Land, in dem Polio nach wie vor endemisch ist. Dazu gehört zum Beispiel der Zustrom von Flüchtlingen. Das PolioPlus-Programm in Pakistan baut auf den Fortschritten auf, die durch die Verbesserung der Kampagnenqualität und die Steigerung der Öffentlichkeitsarbeit erzielt wurden. Durch die Fortschritte werden vor allem Kinder erreicht, die in den am stärksten gefährdeten Gebieten bislang alle Polioimpfungen verpassten: Sindh, Khyber Pakhtunkhwa und Baluchistan.

Gute Zukunftsaussichten
An diesem Welt-Polio-Tag feiern wir die Fortschritte, die wir seit dem Start des PolioPlus-Programms von Rotary im Jahr 1985 erzielt haben. Die GPEI hat bewiesen, dass sie mit Herausforderungen umgehen kann, denn sie meistert auch die komplexen gesundheitlichen und humanitären Notsituationen in Ländern und Regionen wie Angola, Nordnigeria, Somalia und Syrien erfolgreich. Nehmen Sie sich das unerschütterliche Engagement von Rotary International, unseren GPEI- und Regierungspartnern und den mutigen Mitarbeiter/innen an vorderster Front zum Vorbild und lassen Sie in Ihrer Unterstützung des Programms nicht nach, damit alle Kindern weltweit ohne Kinderlähmung aufwachsen können.  

Hier einige Zahlen, die die Fortschritte belegen, die wir bis heute gegen Polio gemacht haben:
• Fast 3 Milliarden Kinder wurden gegen Polio geimpft. 
• 19,4 Millionen Menschen konnten vor einer Lähmung durch Polio bewahrt werden.
• 1,5 Millionen Kinder konnten vor dem Tod bewahrt werden, weil die GPEI im Rahmen von Polio-Impfkampagnen die Kinder auch mit Vitamin A versorgt — einem Nährstoff, der für gesundes Wachstum und gesunde Entwicklung unerlässlich ist.
• Durch das Polio-Wildvirus verursachte Poliofälle wurden um mehr als 99,9% reduziert.
• Die Zahl der Länder mit Poliofällen, die durch das Wildvirus verursacht wurden, sank von 125 auf zwei. 
• Rotary hat mehr als 2,2 Milliarden US-Dollar in die weltweite Ausrottung der Polio investiert.
• Rotary hat auch dazu beigetragen, zusätzliche Spenden in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar für die weltweite Ausrottung der Polio von Regierungen zu erhalten.
• 122 Länder wurden mit PolioPlus-Grants unterstützt.
• Wenn die Anstrengungen zur Ausrottung der Kinderlähmung jetzt eingestellt würden, könnten innerhalb von 10 Jahren jährlich wieder 200.000 Kinder durch das Virus gelähmt werden.

Carol Pandak ist seit 21 Jahren PolioPlus-Direktorin von Rotary. Während dieser Zeit ist sie in mehr als 35 Länder gereist, aber ihr denkwürdigster Moment — den sie nie vergessen wird — fand in Indien statt, als sie ein Baby zum ersten Mal gegen Polio impfte. 
 

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Dr. Hamid Jafari, Direktor für Polioeradikation für die WHO-Region Östliches Mittelmeer | Mär. 25, 2024