Mitarbeiter des Polio-Ausrottungsprogramms unterstützen Kampf gegen COVID-19

Nutzt das Programm zur Ausrottung der Kinderlähmung (Polio) jetzt die umfangreiche Infrastruktur, die zur Aufspürung des Poliovirus und zur Durchführung von Impfkampagnen entwickelt wurde.

Um gefährdete Menschen insbesondere in den polioendemischen Ländern vor COVID-19 zu schützen, nutzt das Programm zur Ausrottung der Kinderlähmung (Polio) jetzt die umfangreiche Infrastruktur, die zur Aufspürung des Poliovirus und zur Durchführung von Impfkampagnen entwickelt wurde. Von Pakistan bis Nigeria stützt sich das Programm auf jahrelange Erfahrung in der Bekämpfung von Krankheitsausbrüchen, um Regierungen bei der Bekämpfung des neuen Virus zu unterstützen.

Pakistan

Nur wenige Gesundheitsprogramme haben so viel praktische Erfahrung beim Aufspüren von Viren oder der Kontaktaufnahme mit den Menschen vor Ort wie das pakistanische Polio-Ausrottungsprogramm. Deshalb ist das Polio-Team besonders gut darauf vorbereitet, die pakistanische Regierung bei der Vorbereitung und Durchführung von Maßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19 zu unterstützen.

Gegenwärtig leistet das Polio-Team im ganzen Land Hilfe, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Verstärkung der Viren-Überwachung und der Aufklärung über Polio liegt. In Zusammenarbeit mit der pakistanischen Regierung ist es dem Team gelungen, innerhalb von drei Wochen über 280 Überwachungsspezialisten in der COVID-19-Überwachung auszubilden. Außerdem hat das Team die Entwicklung eines neuen Datensystems unterstützt, das vollständig in das bestehende Datenverwaltungssystem für Polio integriert ist.  Alle Mitarbeiter der Polio-Überwachung unterstützen nun zusätzlich auch die Überwachung von COVID-19. Durch Kaskadenschulungen haben sie angesichts des nationalen Notstands über 6.260 Gesundheitsfachkräfte neben ihren Aufgaben im Zusammenhang mit Polio für COVID-19 sensibilisiert. Diese Bemühungen werden unvermindert fortgesetzt, so lange sich das neue Virus weiter ausbreitet.

Um die Kapazitäten der Regierung und des WHO-Notfallteams zu erweitern, ist das Polio-Team auch an der Rückverfolgung von COVID-19-Kontakten und der Verbesserung der Testdurchführung in sechs Referenzlabors beteiligt. Die Team-Mitglieder wurden geschult, um die derzeitigen Vorbereitungen auf einen plötzlichen Anstieg der Fälle sowie die Zunahme von Kontaktrückverfolgungen bei Reisenden zu unterstützen und zu ergänzen. Das regionale Referenzlabor für Polio in Islamabad bietet auch technische Unterstützung für die COVID-19-Tests und hat sich weiterentwickelt, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden.

Da es sich um eine neue Krankheit handelt, setzen die Polio-Mitarbeiter ihre Kommunikationskompetenzen als Aufklärer über Gesundheitsrisiken ein – sie liefern korrekte Informationen und hören auf die Sorgen der Menschen. Die pakistanische Regierung baute die nationale Polio-Telefonauskunft aus, die ursprünglich für Aufrufe im Zusammenhang mit der Kinderlähmung genutzt wurde, um nun dem Informationsbedarf der Öffentlichkeit über.

COVID-19 gerecht zu werden. Gleich nachdem der erste COVID-19-Fall bekannt wurde, passte das Polio-Kommunikationsteam die Hotline an. Das Polio-Kommunikationsteam setzt Strategien ein, die bisher routinemäßig zur Werbung für Polio-Impfungen genutzt wurden. Dieselben Methoden – einschließlich der Zusammenarbeit mit Facebook, um die Verbreitung von korrekten Informationen zu gewährleisten, sowie der Ausstrahlung von Fernsehwerbung – dienen nun dazu, Informationen über das COVID-19-Virus zu verbreiten.  Im Laufe der Zeit werden die Teams immer mehr Menschen schulen und dafür sorgen, dass gute Hygienepraktiken vermittelt werden, die die Übertragung des Virus eindämmen können.

Afghanistan

Gegenwärtig informieren Freiwillige aus den Gemeinden, die im Rahmen des Polioprogramms Kinder mit akuter schlaffer Lähmung (AFP) melden, ihre Nachbarn auch über das Händewaschen, um die Verbreitung von COVID-19 zusätzlich zu Polio zu reduzieren. Auch UNICEF nutzt sein Impf-Kommunikationsnetz, um Informationen über die persönliche Hygiene zu verbreiten.

Außendienstmitarbeiter haben die Initiative ergriffen und nutzen ihre Routinebesuche in Gesundheitseinrichtungen, bei denen sie nach Kindern mit AFP suchen, um nun auch möglicherweise mit COVID-19 infizierte Personen zu identifizieren und zu melden. In der Zwischenzeit bauen die Mitarbeiter des Programms die Kompetenzen des Gesundheitspersonals für das neue Coronavirus auf.

Zur Koordinierung des Vorgehens hat das Afghanistan-Polio-Team der WHO eine Anlaufstelle benannt, die mit der umfassenderen COVID-19-Operation unter der Leitung der afghanischen Regierung in Verbindung steht. Die Polio-Teams in den einzelnen Provinzen arbeiten eng mit dem Gesundheitsministerium und mit Nichtregierungsorganisationen zusammen, die das afghanische „Basic Package of Health Services“ bereitstellen, sowie weiteren Partnern, um Afghanistan besser auf die Krise vorzubereiten.

Nigeria

„Wenn vor Ort ein Notfall eintritt, gilt der erste Aufruf der WHO zur Unterstützung der Landesregierungen den Polio-Mitarbeitern“, sagt Fiona Braka, Leiterin des WHO-Polio-Teams in Nigeria.

In den Bundesstaaten Ogun und Lagos, in denen zwei Fälle von COVID-19 festgestellt wurden, arbeiten über 50 medizinische Mitarbeiter des WHO-Polio-Programms mit Hochdruck daran, die weitere Ausbreitung einzudämmen, wobei sie ihre Erfahrung aus dem jahrelangen Kampf gegen das Poliovirus nutzen. Die Mitarbeiter kümmern sich um die integrierte Krankheitsüberwachung, die Rückverfolgung von Kontakten sowie das Sammeln und die Analyse von Daten. Experten des öffentlichen Gesundheitswesens, die für das Programm „Stop Transmission of Polio“ (Stoppt die Übertragung von Polio) arbeiten und von den US Centers for Disease Control and Prevention unterstützt werden, setzen ihre Kompetenzen ein, um die COVID-19-Falluntersuchungen durchzuführen. 

Die WHO-Außenbüros, die normalerweise für die Koordinierung der Polioeradikation eingesetzt werden, dienen gleichzeitig als Koordinationszentren für die WHO-Teams, die die Maßnahmen gegen COVID-19 unterstützen. Das Programm verleiht auch Telefone, Fahrzeuge und administrative Unterstützung für die COVID-19-Maßnahmen.
In Staaten, in denen keine Fälle von COVID-19 gemeldet wurden, unterstützen die Polio-Mitarbeiter die Bereitschaftsmaßnahmen. Auf lokaler Ebene wird die Infrastruktur des Polio-Programms genutzt, um die Krankheitsüberwachung zu verstärken. Die Polio-Mitarbeiter arbeiten eng mit Regierungsvertretern zusammen und unterstützen den Aufbau von Kapazitäten für die COVID-19-Reaktionsprotokolle sowie die Aufklärung über das Virus in den Gemeinden. Es werden besondere Anstrengungen unternommen, um Mitarbeiter zu schulen, die an vorderster Front eingesetzt werden, da sie einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind.
 

Über Polio-endemische Länder hinaus

Ausgebildete Spezialisten im STOP Programm, das zur Global Polio Eradication Initiative gehört, unterstützen aktiv die Vorbereitungen auf oder Maßnahmen gegen COVID-19 in 13 Ländern weltweit. Das WHO-Regionalbüro für Afrikas schnelle Eingreiftruppe, das gewöhnlich auf Polio-Ausbrüche reagiert, unterstützt die Vorbereitung auf COVID-19 in Ländern wie Angola, Kamerun und der Zentralafrikanischen Republik. Gleichzeitig stehen Polio-Mitarbeiter in anderen Büros bereit, Kollegen bei der Eindämmung und Bekämpfung des neuen Virus zu unterstützen oder sind bereits dabei, dies zu tun.

Durch unsere Arbeit zur Ausrottung von Polio wissen wir und unsere Mitstreiter um die verheerenden Auswirkungen, die übertragbare Krankheiten haben. Vor diesem Hintergrund sind wir fest entschlossen, die nationalen Gesundheitssysteme zu unterstützen, indem wir unser Fachwissen und unsere Mittel einsetzen, um die COVID-19-Pandemie einzudämmen und zu lindern und gleichzeitig unsere konzertierten Bemühungen um die Ausrottung der Kinderlähmung fortzusetzen.

Die neuesten Informationen und Tipps zum Ausbruch der COVID-19-Krankheit finden Sie auf der Website der WHO.

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht auf polioeradication.org.

- keine -

Haben Sie eine Polio-Story zu erzählen?
Story mitteilen
Dr. Hamid Jafari, Direktor für Polioeradikation für die WHO-Region Östliches Mittelmeer | Mär. 25, 2024